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05/2014: Kritik - Literatur zwischen Realität und Fiktion

Rund zwei Monate nach der Veröffentlichung meines Buches, habe ich eine Menge Rücklauf erhalten, nicht nur auf dieser Seite oder auf Amazon, sondern auch persönlich. Für mich überraschend: Es handelt sich fast durchweg um positive Kritik. Darüber freue ich mich sehr und es ermuntert mich weiter zu machen (die Grundidee zu meinem nächsten Werk ist schon am Werden).

Was wurde kritisch bewertet? Dem einen gefallen die Namen nicht. Ioan? Wie spricht man das denn aus? Diotima, wie kamen Sie auf diesen seltenen Namen? – Wer den Roman aufmerksam durchgelesen hatte, wird eine Antwort gefunden haben.

Manchem gefiel die eine oder andere Szene nicht. Gespalten hatte vor allem die Szene aus Kapitel 4: Die Beschreibung des bayerischen Ehepaars auf Ioans Rückflug von Kiew. Der Großteil der Leser verstand die Passage so wie sie gemeint war: auf eine humorvolle Art. Es gab einige wenige Stimmen, die sie verunglimpfend fanden und es mir, dem Autor, als „missglückte Szene“ anlasteten.

Meine Antwort dazu: Ioan hatte anstrengende Tage in Kiew verbracht, wollte im Flugzeug endlich entspannen und bekam einen Sitznachbarn, der ihm kaum Luft zum Atmen ließ. Dass er gedanklich  (!) über seinen beleibten Sitznachbarn abfällig als „Fleischklops“ herzieht, ist durchaus realistisch und macht ihn menschlich. Ist es nicht jedem von uns schon einmal so ergangen? Und nur das wollte ich beschreiben, Ioans negative Stimmung. Mir scheint, hier wird ein grundsätzliches Problem beim Verständnis moderner Literatur deutlich. Soll Literatur Hässliches verdrängen und nur Gedanken von „Gutmenschen“ aufnehmen? Ich glaube, dann wäre sie langweilig.

Literatur spiegelt die Wirklichkeit wider, die Welt des Schönen und des Widerwärtigen. 

Ein damit zusammenhängendes Problem, welches einige Leser hatten, war, Ioans Geschichte vom Autor zu trennen. Sowohl Ioan, als auch der Autor sind schreibende Unternehmensberater, da liegt es nahe, die Geschichte ganz konkret ins Biographische zu spiegeln. Ich gebe zu, ich finde Ioan als Figur mit allen ihren Fehlern nicht unsympathisch, aber die Ähnlichkeit mit dem Autor hört bereits nach wenigen Parallelen auf. 

Und die Story selbst? Ist sie wahr? Hat sie womöglich der Autor so erlebt? Aber natürlich, antwortet der Autor stets: Zumindest im Kopf muss man die Geschichte so erlebt haben, um sie aufschreiben zu können. 

Spaß beiseite: Ich verstehe, dass es dem Leser, der mich persönlich gut kennt, schwer fällt zwischen Autor und Figur zu trennen. Man darf jedoch nie in diese Falle tappen. Der Roman ist ein fiktives Spiegelbild unserer Zeit und nicht Abbild konkreter Personen.

Interessant fand ich auch eine andere Kritik: Ich hätte zu viel in das Buch hineingepackt. Vielleicht ist es das Problem eines Debütromans. Darüber will ich nachdenken und es beim nächsten Mal besser machen ... :)

02/2014: Figurenkonzeption und Dank

Geschafft! Das Werk ist in Druck, man kann nichts mehr ändern – ein eigenartiges Gefühl.

Im Nachhinein frage ich mich, was hätte man anders, besser machen können. Zwischendurch hatte der Roman fast 400 Seiten! Hätte ich nicht weniger herausstreichen sollen? Ist das Spiel der Guten und Bösen nicht übertrieben? Ist die Figurenkonzeption nicht zu stereotyp?

Ich mag alle meine Figuren. Ob sie mich mögen, das bezweifle ich. Sie meldeten sich mir nachts zu Wort. Thorsten war empört, er sei viel zu negativ gezeichnet. Anke ließ mir ausrichten, dass die Figuren einem Klischee entsprungen seien und ich ihr mit Verena eine Märchenfee als Gegnerin vorgesetzt hätte. Richard winkte nur beleidigt ab und Ioan hielt die gesamte Konstruktion des Romans für verfehlt, in Wirklichkeit hätte er sich ganz anders entschieden.

Nur einer bestärkte mich nichts mehr zu ändern: der Erzähler und Empfänger des hellblauen Pakets. Manchmal kann ein Klischee an der Oberfläche dazu dienen, das Neue im Verborgenen besser zu kontrastieren, flüsterte er mir zu. Das hatte mich letztlich überzeugt. Ich ließ alles so, wie es war!

 

Hätte ich den Berg hinter dem Hügel gesehen, den ich vor knapp zwei Jahren besteigen wollte, ich weiß nicht, ob ich den Weg hinauf gewagt hätte. Mehr als einmal war ich am schwanken, geneigt umzukehren, das Vorhaben aufzugeben. Nun, wo das Gipfelkreuz erreicht ist, bin ich froh es gewagt zu haben.

Deshalb: Vielen Dank an alle, die mich in den letzten Monaten fachlich und moralisch unterstützt haben, die mir bei inhaltlichen und gestalterischen Fragen zur Seite standen oder mit Adleraugen den Text lektoriert haben. 

 

Mein Dank gebührt vor allem meiner Familie: den Kindern, die das Projekt mit einer Mischung aus Skepsis und Stolz begleitet haben und nicht zuletzt meiner Frau, für ihr Wohlwollen, ihre tatkräftige Unterstützung und ihre Geduld.

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01/2014: Selbst erzeugter Druck

Gerne behalte ich die Zügel selbst in der Hand, so auch bei meinem Romanprojekt. Deshalb durfte ich mich in den letzten Wochen viel mit dem Buchdruck beschäftigen und Entscheidungen treffen, angefangen beim Buchformat über die Bindung bis hin zur Drucktechnik.
Druck ist physikalisch gesehen das Ergebnis einer auf eine Fläche einwirkenden Kraft. Drucktechnisch hat man sich von dieser Definition schon lange gelöst. Was Gutenberg noch mit physikalischem Druck auftrug, wird heute beim Laserdruck nur noch mit Belichtung erzeugt.
Für meinen Roman stand Offsetdruck oder Digitaldruck zur Auswahl. Beim Digitaldruck wird das Druckbild direkt von einem Computer digital in die Druckmaschine übertragen, während beim klassischen Offsetdruck zunächst mit viel Aufwand Druckvorlagen (Druckplatten) erstellt werden müssen. Deshalb ist dieser deutlich billiger, dafür ist der Offsetdruck etwas hochwertiger. Die Entscheidung für die richtige Drucktechnik meines Romans setzte mich selbst unter Druck. Psychologisch gesehen ist Druck nämlich eine Reaktion, die zur Anspannung bis hin zur körperlichen und geistigen Belastung führt, englisch Stress genannt. 
Nach langem hin und her entschied ich mich für den Digitaldruck. Ausschlaggebend war, dass er auch für kleinere Auflagen geeignet ist und die Produktion eines einzelnen Buches on Demand in guter bis sehr guter Qualität erlaubt.
Zusätzlich unter Druck setzte mich, dass ich beschlossen hatte neben dem Textlayout auch noch das Cover selbst zu gestalten. Ich durfte mich in Designstandards einarbeiten und mit Photoshop herumschlagen. Tagelang befand ich mich in einer stresserfüllten Anspannung. Der Druck zwischen meinen Schläfen nahm vor dem Abgabetermin deutlich zu, zwischendurch sah ich überall nur Chaos.

Trotzdem, es war eine tolle Erfahrung! J

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12/2013: Näherungen statt Annäherungen

Ich wurde einmal vom Korrektor gefragt, warum ich den Roman Näherungen und nicht Annäherungen benannt habe, das würde doch viel vertrauter klingen.

Das hat zunächst einen rein pragmatischen Grund. Es gibt im Buchhandel unzählige Werke mit dem gebräuchlicheren Namen, während es nur einen gedruckten Text (ein Gedichtband aus dem Jahr 1995) mit dem Titel Näherungen gibt.

Der tiefer liegende Grund ist der engere Bezug des Begriffs Näherung zur Mathematik und Technik. Ein Synonym für Näherung ist Approximation, die genäherte Berechnung von mathematischen Funktionen. Näherung ist immer auch eine Annäherung, aber nicht alle Annäherungen sind Näherungen.

Wer meinen Roman gelesen hat, wird den Zusammenhang verstehen. Das zentrale Programm der ukrainischen Firma wendet auf die Big Data statistische Verfahren an, um das virtuelle Profil eines Menschen an sein reales zu approximieren. Es handelt sich spezifisch um eine mathematische Näherung und nur im weiteren Sinne um eine Annäherung.

Wer von dieser Wortklauberei nichts hält oder wem diese Sicht zu eng ist, dem sei hier eine Auswahl an Formen des Phänomens Annäherungen vorgestellt:

  • Räumlich - Verringerung des Abstands bis zur Kollision
  • Mathematisch – Approximation, Asymptote, Konvergenz
  • Physikalisch – Oszillation, Schwingungen als Annäherung an einen Ruhepunkt
  • Astronomisch – Oskulation (lat., „das Küssen“, „das Anschmiegen“) von Planetenbahnen
  • Zeitlich – Rückblicke, Erinnerungen
  • Ästhetisch – Harmonie in Kunst und Musik, die Reproduktion, eine Fälschung
  • Personal – die Suche nach sich Selbst bis zur Selbstfindung
  • Sozial – das Gespräch, die Begegnung, ein Rendezvous, Sex
  • Politisch – Austausch von Meinungen und Standpunkten, Toleranz und Akzeptanz
  • Philosophisch – Suche nach Wahrheit und Erkenntnis

Einige dieser Formen des Phänomens tauchen auch in meinem Roman auf. Insofern wäre es opportun den Roman Annäherungen zu benennen, womit wir wieder bei der Ausgangsfrage wären.

Viel wichtiger scheint mir etwas anderes zu sein, denn eines haben alle Annäherungen gemeinsam: Sie benötigen Zeit, manchmal sogar neun Jahre. Und diese Zeit sollten wir uns nehmen!

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11/2013: Aller Anfang ist schwer!

Der Anfang bei einem Roman ist das Schwierigste. Alles hängt frei schwebend in der Luft. Aus dem Nichts heraus beginnen, umgeben von einem weißen Meer der Leere, irgendwo einen Anker setzen.

Nicht anders ist es im realen Leben. Als ich im Sommer 2012 begann neben dem Beruf diesen Roman zu schreiben, dachte ich nicht sofort an eine Veröffentlichung. Ich hatte einfach Lust am freien Schreiben, den eigenen Stil entwickeln und perfektionieren. Nach einigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen und ein paar nicht veröffentlichten Kurzgeschichten war das mein literarisches Schreibexperiment. 

Die Entscheidung der Veröffentlichung kam relativ schnell, man will schließlich nicht nur für sich schreiben. Die Frage war: im konventionellen Verlag oder in Eigenregie. Ich habe einige Verlage angeschrieben und bekam tatsächlich Resonanz, nicht von den Großen, aber immerhin. Dennoch entschloss ich mich für eine Veröffentlichung in Eigenregie. Mir ist Flexibilität wichtig, ich bin freier in den Entscheidungen und die Veröffentlichung geht schneller.

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